Ernst Moritz Arndt (1769-1860)

Weihnachtsfreude (1837)

Jarmen_Kirche_Chorfenster_Mitte_neu

Weihnachtsfenster der St. Marien Kirche Jarmen. Foto: Erell, CC BY-SA 3.0

Steh auf! die Sonn‘ ist aufgegangen,
Es scheint das Licht der Herrlichkeit –
O Seele, klinge dein Verlangen,
Kling hell herein die neue Zeit!
Laß heut die frohe Kunde schallen
Weit über’n Erdenball ringsum!
Erklinge, singe, künde allen
Der Menschheit Evangelium.

Dies ist das Licht, dies ist der Morgen,
Der Vorwelt dünner Dämmerschein,
Oft leuchtend auf und oft verborgen,
Nun scheint er hell zur Welt herein,
Das Liebesrathsel ew’ger Güte,
Der Frommen hort, der Weisen Lust –
Der Sehnsucht süße Rosenblüte
Erblüht nun voll in jeder Brust.

Drum sollst du, frohe Liebe, klingen,
Daß alle Welt in Wonne sei,
Mit allen Himmelschören singen:
Ihr dunkle Menschen eilt herbei!
O eilet, euch im Licht zu baden!
Der Glanz des Himmels strahlt herein,
Und jeder Jammer, jeder Schaden
Der Nacht soll weggeleuchtet sein!

Kommt Alle, die ihr lieft verloren
In freudenloser Finsterniß!
Den Jesus Christus ist geboren,
Es scheint das lichte Heil gewiß.
O Liebesglanz! o Lebensmorgen!
O wunderbarer Gottesschein!
Weg Sünden, Schmerzen, Zweifel, Sorgen!
Denn Jesus Christ will unser sein.

entnommen aus: Hermann Kletke: Geistliche Blumenlese aus deutschen Dichtern von Novalis bis auf die Gegenwart, Berlin 1841, S.61-62.