von Weihnachten im alten Pommern
Weihnachten ist natürlich eine besinnliche Zeit. Früher – und nicht nur in Pommern – war die Weihnachtszeit aber auch eine Zeit, in der vermummte und maskierte Gestalten durch die abendlichen Straßen zogen: Schimmelreiter und Storch, Erbsbär, Klapperbock oder Schnabbuk und natürlich der Bullkater.
Sie zogen durch die Straßen von Haus zu Haus, machten Lärm, erschreckten diesen und jenen, erbaten Gaben in den Häusern oder brachten selbst welche. Heute sind diese weihnachtlichen Gestalten fast in Vergessenheit geraten, jedenfalls sieht man sie wohl nirgends mehr.
Wie gut, dass man Ihnen hier und da noch in alten Erzählungen begegnen kann. Ernst Moritz Arndt verdanken wir eine schöne Beschreibung des Bullkaters:
Dieser „Bullkater“ war eine scheußliche Weihnachtslarve, welche den Weihnachtsabend in allen Häusern aufzutreten pflegte: das Gesicht mit Ruß verschmiert, straubiges Haar oder Hörner, in der Hand eine große Ruthe oder ein sogenannter Klumpsack, über den Schultern zwei Säcke, deren einer Sand und Steinchen, der andere Nüsse und Aepfel enthiel; mit dem Klumpsack oder Sandsack ward gezüchtigt, aus dem Nuß- und Aepfelsack wurden Gaben vertheilt. Ich erinnere mich, wie oft ich vor diesem Bullkater, der auf unsern Höfen und in unsern Bauernhäusern noch umzugehen pflegt, gezittert habe. Auch sagt man sprichwörtlich bei uns: „sick to’m Bullkater maken“, wenn man einen zornigen oder grausemen Karakter beschreiben will; und eben wie in Südteutschland: „der Buzzemann kommt“, „de Bullkater kümmt“.
(Ernst Moritz Arndt: Nebenstunden, Leipzig 1826, S. 442)
Die Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e.V. wünscht allen Mitgliedern, Förderern und Freunden eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!