Auf einer Tagung im Barther Bibelzentrum vom 24. bis 26. September 2015 nehmen Wissenschaftler aus Deutschland, Finnland, Estland und der Schweiz erstmals die buch-, sozial- und theologiegeschichtliche Erforschung eines wertvollen historischen Denkmals in den Blick – die Bibliothek des Barther Reformators Johannes Block (1470/80-1544). Für uns Anlass genug, auf diese besondere Sammlung hinzuweisen, die der Forschung nun auch im Internet digital zur Verfügung steht.
In den Jahren 2010/2011 unterstützte das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Agnes-Lohmann-Stiftung maßgeblich ein Vorhaben, daß sich der Digitalisierung und damit auch dem nachhaltigen Schutz kulturgeschichtlich wertvoller Sachzeugen widmete. Dazu entwickelte die Greifswalder Universitätsbibliothek ihre Software und Internetplattform weiter, um sie auch anderen kulturellen Einrichtungen des Landes, wie Archiven, Bibliotheken und Museen, zugänglich zu machen.
Neben vielen anderen Einrichtungen kam diese Entwicklung auch der Sammlung Block in der Kirchenbibliothek St. Marien in Barth zugute. Während die Räume der Bibliothek renoviert und nach modernstem technischem Stand neu errichtet wurden, konnten die Buchbestände ausgelagert und gereinigt werden. Ein günstiger Moment, um die „Sammlung Block“ in Ruhe und Sorgfalt zu digitalisieren.
Geplant war die Digitalisierung von 128 Bänden, die insgesamt 9 Handschriften, 50 Inkunabeln und 273 Drucke des 16. Jahrhunderts enthalten. Mit wenigen Ausnahmen konnte dieser Plan erfolgreich durchgeführt werden. Heute stehen 115 Bände der Block-Bibliothek, das sind immerhin 53.327 bedruckte und beschriebene Seiten, dem Interessierten Leser und Forscher im Internet zur Verfügung.
Damit wurde eine der größten noch erhaltenen Predigerbibliotheken der Reformationszeit im gesamten Ostseeraum der Wissenschaft besser zugänglich gemacht. Diese zusammenhängende Sammlung stellt mangels anderer Quellen (Predigten sind nicht erhalten) das wichtigste Material zur Erforschung des Werdegangs Johannes Blocks vom katholischen Prediger zu einem bedeutenden Vertreter der Reformation im Ostseeraum dar. Daneben erlaubt sie auch einen einzigartigen Einblick in die Frühzeit der reformatorischen Bewegung im Baltikum zu Lebzeiten Luthers.