Jakob Freese vertritt in der Stralsunder Bildhauerei die Epoche des Rokoko. Getauft am 10. März 1720 als Sohn des Dieners der Stralsunder Pfundkammer (einer Art „Finanzamt“) gleichen Namens kam er vermutlich mit zwölf oder dreizehn Jahren zu einem Stralsunder Bildhauer in die Lehre. 1736 ging Freese auf Wanderschaft um sich in seiner Kunst weiterzubilden. Erst nach zwölf Jahren, 1748, kehrte er in seine Vaterstadt zurück und ist dort im November des Jahres als Bild- und Steinhauer und Bürger 2. Grades ins Bürgerbuch eingetragen. Von nun an arbeitete er als selbständiger Meister.
Zu seinen ersten großen Aufträgen gehörte die Fertigung des Skulpturenschmucks für den Bibliothekssaal (heutige Aula) der Greifswalder Universität um 1748-1754. Dort sind die antiken Götter Apoll, Merkur und Minerva sowie die neun Musen als freistehende hölzerne Hermenpilaster ausgebildet. Hinzu kommen Putti und Vasen auf der Brüstung der Empore des Saales. Der Skulpturenschmuck der Greifswalder Aula zählt zu den wenigen überkommenen profanen barocken Bildhauerarbeiten in Pommern. Die von Freese Anfang der 1750er Jahre für Greifswalder Kirchen hergestellten Ausstattungsstücke sind dagegen nicht erhalten. Zu seinen Arbeiten zählen die Altarretabel in Heilgeist Stralsund und in Reinkenhagen, bei denen er mit dem Stralsunder Maler Friedrich Christian Stütze (auch Stutz) zusammenarbeitete, der die Altarbilder schuf. Einzelne Figuren von Freese-Altären blieben in Samtens und Prohn erhalten. In Prohn fertigte der Stralsunder Bildhauer außerdem wie auch in Groß Mohrdorf die Skulpturen als Schmuck der Beichtstühle. Die Restaurierung des Groß Mohrdorfer Beichtstuhls durch Studierende des Studiengangs Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut an der Hochschule für Bildende Künste Dresden war Anlass für die Fotoausstellung zum Werk Freeses, die nun in der Volkshochschule in Bergen gezeigt wird.
Die inschriftlich 1775 datierte Kanzel der Bergener Marienkirche zählt zu den prächtigsten überkommenen Werken Jakob Freeses. Gestiftet wurde sie schon 1742 von dem Königlich Schwedischen Pommerschen Landrat Philipp Christian von Normann. Die farbliche Neugestaltung durch den Kirchenmaler Gustav Hoffmann von 1940 wurde bei der jüngsten Restaurierung der Bergener Kanzel erhalten. Die Kanzel Jakob Freeses in Poseritz auf Rügen von 1755 dagegen wartet noch auf eine Restaurierung und ist heute nur in reduzierter Form erlebbar. Die kleinkindhaften Engelchen vom Schalldeckel sind gegenwärtig eingelagert. Im nahen Gustow auf Rügen schuf Freese den 1768 datierten Tauf- und Pultengel.
Ein solcher Engel aus der Werkstatt Freeses aus der Dorfkirche in Waase auf Ummanz ist leider verschollen. Zuletzt befand er sich im Stralsunder Museum. Gänzlich zerstört wurde bei der Bombardierung Stralsunds während des Zweiten Weltkriegs die prächtige Schauwand mit Skulpturen der Begräbniskapelle Sohst in der Stralsunder Jakobikirche. Auch an dieses von Jakob Freese geschaffene Werk erinnert ein Foto in der Ausstellung. Freeses Werkstatt wurde nach seinem Tod von seinem 1759 geborenen Sohn Christoph Nathanael Freese weitergeführt, dessen Werk dem Klassizismus zugerechnet werden kann.
Die Fotoausstellung zum Werk von Jakob Freese kann vom 2. Mai bis zum 12. Juni in der Regionalstelle Rügen der Kreisvolkshochschule Vorpommern-Rügen in der Störtebekerstraße 8a in Bergen auf Rügen zu sehen.
Detlef Witt