Das Greifswalder Seelenregister wurde im September 1717 angefertigt. Schwedisch-Pommern war zuvor – in den Jahren 1711 bis 1715 – Kriegsschauplatz des Großen Nordischen Krieges. Nach dem Sieg der miteinander verbündeten Truppen der Preußen, Dänen und Sachsen wurde die Stadt Greifswald mitsamt dem nordwestlich der mittleren und unteren Peene gelegenen Teil Vorpommerns dänischer Verwaltung unterstellt. Weil die neuen dänischen Machthaber von einem dauerhaften Erwerb Vorpommerns ausgingen, bemühten sie sich möglichst viele nützliche Informationen für die Verwaltung des Landes zusammenzutragen und ließen eine vollständige Lustration (Musterung, Aufnahme) der ganzen Provinz erstellen. In diesem Zusammenhang wurden in einigen Städten so genannte „Seelenregister“ angelegt, in denen nicht nur – wie sonst bei Steuerlisten und anderen Verzeichnissen der Bevölkerung zumeist üblich – die Haushaltungsvorstände, sondern sämtliche Mitglieder des Haushalts aufgeführt wurden.
Das von der dänischen Krone veranlasste „Seelenregister“ von 1717 ist die früheste Quelle, die die Bevölkerung der Universitätsstadt Greifswald vollständig verzeichnet. Es umfasst insgesamt 52 Seiten und ist weitgehend in tabellarischer Form angelegt und in deutscher Sprache verfasst. Das Seelenregister enthält Informationen zur städtischen Armut, es werden des Öfteren ergänzende Angaben wie „arme Leute“, „arme Witwe“ oder „ganz ohne Mittel“ gemacht. Neben den Bewohnern der Vorstädte sind auch die in Fürsorgeeinrichtungen wie dem „Hospital St. Georgie“ oder dem „Elendhaus“ lebenden Menschen erfasst worden. Ausführliche Informationen zu Seelenregister bietet die website des von Sarah Bauer und Stefan Kroll durchgeführten Rostocker Forschungsprojekts.
Diese besondere Quelle ist bereits vor einigen Jahren als online-Edition zugänglich gemacht worden. Nunmehr haben Sarah Bauer und Stefan Kroll die Edition auch im Druck vorgelegt und ihr eine ausführliche historische-demographische Auswertung vorangestellt.
Sarah Bauer, Stefan Kroll, Das Greifswalder „Seelenregister“ von 1717. Edition und historisch-demographische Auswertung, Berlin, Lit, 2015, 120 S.