Neue Erkenntnisse zur pommerschen Reformationsgeschichte am Beispiel des Kirchspiels Grimmen

In den vergangenen Jahren hat die Erforschung und Darstellung der Grimmer Kirchengeschichte dank der Aktivitäten der dortigen Kirchengemeinde und einzelner Forscher zunehmend Interesse erregt.

In Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 wurden jetzt bisher wenig beachtete Quellen zur spätmittelalterlichen Frömmigkeit in Grimmen ausgewertet, die uns ein außerordentlich facettenreiches Bild von der Situation am Vorabend der Reformation in Pommern bieten. Wir sehen eine kleine pommersche Landstadt mit einer Pfarrkirche, einer weiteren Kapelle mit Pfarrrechten für die im angeschlossenen Hospital lebenden Menschen (Heilgeist) sowie vermutlich sieben baulich selbständige oder mit der Marienkirche verbundene Kapellen, Dutzende von Vikarien- bzw. Benefizienstiftungen und mehrere geistliche Bruderschaften. Außerdem kennen wir mittlerweile die Namen von etwa 20 Geistlichen die zum Zeitpunkt der Reformation an verschiedenen Altären in der Pfarrkirche und in den Kapellen der Stadt amtierten.

Sakraltopographie

Sakraltopographie der Stadt Grimmen um 1500

Von diesem Reichtum geistlichen Lebens haben sich in Grimmen nur wenige Zeugnisse erhalten. Lediglich die Marienkirche mit ihrem Hallenumgangschor und den Turmseitenkapellen sowie die nördlich angefügte Mauritiuskapelle, diese allerdings in stark veränderter Form, sind heute noch zu sehen.

In einem Vortrag vor der Abteilung Bonn der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e.V. wird Dr. Haik Thomas Porada (Leipzig) am 23. November 2017 (siehe Kalender) exemplarisch für die Entwicklung in vergleichbaren Städten in Vor- und Hinterpommern zeigen, welche grundlegenden Veränderungen sich zwischen dem Beginn und dem Ende des 16. Jahrhunderts das religiöse Leben Kirchspiel Grimmen an der Grenze zwischen den Bistümern Schwerin und Cammin vollzogen haben. Dabei wird als Zäsur die im Winter 1535/36, also ein Jahr nach dem Landtag von Treptow an der Rega, auf dem die Reformation im Herzogtum Pommern eingeführt wurde, vorgenommene Visitation der Grimmer Kirchengemeinde durch eine landesherrliche Kommission herausgearbeitet.